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Wie Angst die Sicht der Welt verfärbt

Die Brillenübung
Christopher McCurry

Wie Angst die Sicht der Welt verfärbt

Die Brillenübung

Diese Welt besitzt ihre Herausforderungen und gelegentlich kann sie auch ganz schön angsterregend erscheinen – gerade für unsere Kinder. Manchmal sind die Dinge aber gar nicht so gefährlich, wie sie uns durch unsere eigene „Brille“ erscheinen. Mit einer einfachen Übung können wir verstehen wie wir Gefahren verzerrt wahrnehmen und ein Gefühl dafür bekommen, dass nicht alles so gefährlich ist, wie es manchmal aussieht.

Für diese Übung brauchen Sie eine Brille. Es kann eine Schwimmbrille oder eine Sonnenbrille oder eine Brille mit geschliffenen Gläsern sein, die das Sehen Ihres Kindes verändert. Des Weiteren brauchen Sie ein paar kleine Aufkleber, farbiges Cellophan oder andere Objekte, die Sie auf die Brillengläser kleben können. Winzige Plastikinsekten sind ideal.

Wechseln Sie sich mit dem Aufsetzen der Brille ab – erst Ihr Kind, dann Sie. Lassen Sie Ihr Kind die Veränderung beschreiben, die mit seinem Sehen stattfindet. Werden Sie deskriptiv und genau. Lassen Sie es den Kopf hin- und herbewegen und sich verschiedene Gegenstände und Dinge in unterschiedlich weiter Entfernung anschauen. Wie beeinflusst Bewegung oder Entfernung oder Farbe das, was es sieht? Dann können Sie beschreiben, was Sie erleben, wenn Sie die Brille aufhaben.


Die Welt ist in diesem Moment in Ordnung

Befestigen Sie ein paar Dinge auf der Brille, entweder nur auf einem Glas oder auf beiden. Probieren Sie verschiedene Farben aus, Aufkleber, welche die Sicht verdecken, kleine Plastikinsekten, die plötzlich, wenn genau vor dem Auge, riesig und bedrohlich aussehen. Wie ist die Reaktion Ihres Kindes auf diese Objekte? Wie ist Ihre? Beachten Sie, wie schwer es ist, in die Welt hinauszuschauen und sich auf sie zu konzentrieren, wenn da genau vor Ihnen eine riesige Fliege sitzt – oder es jedenfalls so scheint.


Vergleichen Sie diese Veränderungen im Sehen mit der Art und Weise, wie Angst (oder Wut oder Traurigkeit) die Sicht einer Person von der Welt verfärbt oder verändert. Sprechen Sie darüber, wie Ihr Sehen (die Art, wie Sie die Welt um Sie herum und in Ihnen wahrnehmen) durch diese Emotionen oder durch bestimmte Gedanken (zum Beispiel diesen: „Das ist nicht gerecht“) verändert oder verzerrt werden kann. Weisen Sie darauf hin, dass ein Schmutzfleck auf der Brille störend sein kann, dass es sich hierbei aber nicht um ein Problem handelt, das draußen in der Welt existiert. Die Welt ist in diesem Moment in Ordnung. Das Problem besteht darin, worauf Sie fokussieren.


 

Dieser Artikel stammt aus dem Buch Ihr ängstliches Kind mit Achtsamkeit und Akzeptanz begleiten.

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