Direkt zum Inhalt

Achtsames Windelwechseln

Achtsames Windelwechseln
Cassandra Vieten

Achtsames Windelwechseln

Eine Übung um die Bindung zu Ihrem Baby zu festigen

Manchmal macht Windelwechseln Spaß, wenn das Baby gurrt und Sie anlächelt; manchmal windet sich das Kind ständig hin und her und Sie versuchen mühsam, die Windel irgendwie anzuziehen; manchmal ist es wahnsinnig komisch und manchmal stinkt es einfach nur. Windelwechsel sind häufige Gelegenheiten, den Kontakt und die Bindung zu Ihrem Baby zu festigen, ihm in die Augen zu sehen, Hautkontakt zu erleben und Ihre Fähigkeit zu vermitteln, auch angesichts von unangenehmen Erlebnissen im Hier und Jetzt verwurzelt zu bleiben. Das gilt auch (vielleicht sogar ganz besonders) für Situationen, in denen Sie Ihr Kind auf einem Wickeltisch in einer öffentlichen Toilette wickeln müssen – die Umstände brauchen nicht perfekt zu sein.

1. Sich vorbereiten und einfühlen

Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um Ihr Baby an sich zu drücken (es sei denn, es hat ein, sagen wir mal, explosives Ereignis gegeben). Nutzen Sie diesen Augenblick, um mit dem Baby zu atmen. Sehen Sie es an und sagen Sie: „Jetzt wechseln wir deine Windel“ oder etwas in der Art. Das soll deutlich machen, dass jetzt ein Übergang erfolgt (während das Baby vorher gespielt, geschlafen oder gekuschelt hat, wird es nun auf den Rücken gelegt, ausgezogen und um seine sensiblen Körperteile wird ein Riesentheater gemacht).

Wenn Sie Ihr Baby hinlegen, legen Sie eine Hand auf seinen Bauch oder sein Bein und praktizieren Sie achtsames Gewahrsein im Hinblick auf Ihre Verbindung zueinander. Mit anderen Worten: Wie Sie Ihre Atmung, Ihren Körper oder das Praktizieren von Yoga mit achtsamem Gewahrsein erfüllt haben, so erfüllen Sie nun diese Interaktion mit dieser Haltung eines offenen Geistes und offenen Herzens, die in der Gegenwart verankert ist, die nicht urteilt, sondern akzeptiert, die absichtslos, neugierig und mitfühlend ist. Konzentrieren Sie sich darauf, wie Sie und Ihr Baby miteinander in Verbindung sind – körperlich, durch Augenkontakt und durch Ihr Gefühl, eine Dyade, ein Team zu sein, zusammenzugehören. „Wir beide sind zusammen in dieser Situation, und dessen bin ich mir bewusst“ ist das, was in diesem Prozess mitschwingt.

2. Das Baby ausziehen

Auch wenn ich viele Worte benutze, um dies zu beschreiben, ist es keine große Sache. Es sind nur ein paar Augenblicke, in denen Sie Ihre Atmung und Ihre Verbindung zu Ihrem Baby mit achtsamem Gewahrsein erfüllen. Ziehen Sie Ihrem Baby die Kleidung und die benutzte Windel langsamer als gewöhnlich aus. Lassen Sie sich einfach Zeit. Selbst wenn Sie in Eile sind, werden Sie feststellen, dass langsame Bewegungen tatsächlich effizienter sind, weil sie zu weniger Herumfummeln und Unzufriedenheit führen.

Druckknöpfe öffnen. Arm herausziehen. Bein herausziehen. Verschmutzte Sachen beiseite legen, wenn nötig. Es gibt keinen Grund, sich aufzuregen, selbst wenn alles vollgekackt ist. Denken Sie daran, dass der Gedanke: „Das sollte nicht da sein“ zu mehr Aufregung führt als die Tatsache, dass es da ist. Nehmen Sie eine freundliche, interessierte und forschende Haltung ein. Haben Sie Spaß.

3. Hautkontakt aufnehmen

Nehmen Sie beim Windelwechseln immer wieder Kontakt zu Ihrem Baby auf – nach dem Ausziehen, nach dem Sauberwischen, nach dem Umlegen der neuen Windel. Nutzen Sie die Zeit, in der es ausgezogen ist, für etwas Hautkontakt; streichen Sie mit der Wange über seinen Bauch oder küssen Sie seine Zehen.

Ob das Baby schreit und strampelt oder gurrt und gluckst, spielt für das achtsame Gewahrsein eigentlich keine Rolle. Dieses Gewahrsein nimmt einfach zur Kenntnis, was da ist. Nichts davon ist letzten Endes wirklich ein Problem. Erst unsere Definition von etwas als Problem macht es zum Problem.

4. Das Baby anziehen

Nehmen Sie sich, wenn die Windel und die Kleidung angezogen sind, einen Moment Zeit, um Ihr Baby noch einmal an sich zu drücken. Summen Sie vor sich hin oder sagen Sie ruhig und aus tiefstem Herzen: „Mama hat dich lieb.“ Helfen Sie dem Baby, die Erleichterung, wieder trocken zu sein, zu genießen, und machen Sie den Übergang deutlich, indem Sie es ansehen und sagen: „Jetzt sind wir fertig!“

 

Dieser Artikel stammt aus dem Buch Ressourcen für Mütter.