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Positive Erfahrungen verändern dein Gehirn

Positive Erfahrungen verändern dein Gehirn: Mann mit offenen Armen
Rick Hanson

Positive Erfahrungen verändern dein Gehirn

Drei Schritte, die dir helfen, das Gute in dich aufzunehmen

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass unser Gehirn von Natur aus eine Vorliebe für das Negative hat. Mit anderen Worten, während wir uns im Verlauf von Millionen Jahren in der Evolution entwickelten und dabei versuchten, Stöcken auszuweichen und Karotten zu bekommen, war es viel wichtiger, die Stöcke zu bemerken, darauf zu reagieren und sich an sie zu erinnern, als auf die Karotten zu reagieren.

WARUM? 

Die Vorliebe für das Negative zeigt sich in vielen Formen

Studien haben zum Beispiel Folgendes herausgefunden:

  • Das Gehirn reagiert im Allgemeinen stärker auf einen negativen Stimulus als auf einen gleichermaßen intensiven positiven Stimulus.
  • Tiere – wir eingeschlossen – lernen typischerweise mehr aus Schmerz als aus Freude. Wenn du dich einmal verbrannt hast, bist du doppelt vorsichtig.
  • Schmerzvolle Erfahrungen werden viel leichter erinnert als erfreuliche.
  • Menschen werden viel härter arbeiten, um zu vermeiden, dass sie etwas verlieren, als dafür zu arbeiten, die gleiche Sache zu bekommen.
  • In einer Beziehung braucht es im Allgemeinen fünf positive Interaktionen, um eine negative Interaktion auszugleichen.

In deinen eigenen Gedanken:

Woran erinnerst du dich am Ende eines Tages? Die fünfzig Dinge, die gut gegangen sind, oder die eine Sache, die schlecht gelaufen ist? Wie der Typ, der dir im Verkehr die Spur abgeschnitten hat, was du gegenüber einem Kollegen gern anders gesagt hättest, oder eine große Sache auf deiner To-do-Liste, die du nicht erledigt hast …

Im Grunde ist das Gehirn wie ein Magnet für negative Erfahrungen und wie Teflon für positive Erfahrungen. Das färbt die implizite Erinnerung – deine zugrunde liegenden Erwartungen, Glaubenssätze, Handlungsstrategien und Stimmungen – in einer zunehmend negativen Richtung.

Und das ist einfach nicht gerecht, weil wahrscheinlich die meisten Tatsachen in deinem Leben positiv oder neutral sind. Neben der blanken Ungerechtigkeit macht das Ansammeln von großen Bergen negativer Erfahrungen in der impliziten Erinnerung einen Menschen furchtsamer, gereizter und depressiv. Zudem wird es schwerer, gegenüber anderen geduldig und großzügig zu sein.

Sich dem Guten zuwenden

Aber wir müssen diese Vorliebe nicht akzeptieren! Indem wir uns dem Guten zuwenden – „gut“ im praktischen Sinne, also das, was uns mehr Glück bringt und anderen hilft –, gleichen wir nur das Spiel aus. Und wenn wir uns nun so dem Empfangen des Guten zuwenden, werden positive Erfahrungen nicht mehr durch uns hindurchfließen, wie Wasser durch ein Sieb, sondern sie werden tief im Gehirn Teil der impliziten Erinnerung.

Du siehst weiterhin die schwierigen Bereiche des Lebens, doch es wird dir besser gelingen, sie zu verändern, wenn du dich dem Guten zuwendest. Das wird die Herausforderungen in einen größeren Zusammenhang stellen, deine Energie und Begeisterung verstärken, nützliche Ressourcen betonen und deine eigene Tasse füllen, damit du anderen mehr geben kannst.

Zusätzlich dazu, dass dieser Ansatz gut für Erwachsene ist, ist er auch für Kinder hervorragend geeignet und kann ihnen helfen, widerstandsfähiger und glücklicher zu werden und ihr Selbstvertrauen zu verstärken.

SO GEHT'S:

1. Suche nach guten Tatsachen und mache sie zu guten Erfahrungen.

Zu den guten Tatsachen gehören positive Ereignisse – wie das Abarbeiten einer Reihe von E-Mails oder ein unerwartetes Kompliment – und positive Aspekte der Welt und von dir selbst. Die meisten guten Dinge sind gewöhnlich und relativ klein, aber dennoch real. Wir betrachten die Welt nicht durch eine rosarote Brille, sondern erkennen einfach etwas, das tatsächlich wahr ist.

Wenn wir etwas Gutes bemerken – entweder etwas, das gegenwärtig existiert oder etwas, das in der Vergangenheit geschehen ist –, dann sollten wir uns auch gut fühlen. Oft im Leben geschieht etwas Gutes – die Blumen blühen, jemand ist freundlich zu uns, ein Ziel wurde erreicht –, und wir wissen es, aber wir fühlen es nicht. Lass dich dieses Mal wirklich vom Guten berühren.

2. Genieße die Erfahrung wirklich.

Meistens ist eine gute Erfahrung nur leicht spürbar, und das ist in Ordnung. Aber versuche, für 20 oder 30 Sekunden nacheinander dabeizubleiben, anstatt dich von etwas anderem ablenken zu lassen.

Entspanne und öffne dich der Erfahrung, lass deinen Geist davon erfüllt sein, überlass die Erfahrung dem Körper. (Aus meditativer Sicht ist das eine Form der Konzentrationspraxis – für ein Dutzend Sekunden oder mehr –, während der du dich in eine positive Erfahrung vertiefst.) Je länger etwas in der Aufmerksamkeit gehalten wird und je stimulierender es emotional ist, desto mehr Neuronen werden aktiviert und vernetzen sich und desto stärker wird die Spur in der eigenen Erinnerung.

In dieser Praxis haftest du nicht an positiven Erfahrungen an, weil das ganz sicher zu Anspannung und Enttäuschung führen würde. In Wirklichkeit tust du genau das Gegenteil: Indem du die guten Erfahrungen aufnimmst, fühlst du dich innerlich erfüllt und nicht mehr so zerbrechlich und bedürftig. Dein Glück wird unbedingter, zunehmend in einer inneren Fülle gegründet und nicht von äußerlichen Bedingungen abhängig.

3. Entwickle die Absicht, dass die guten Erfahrungen in dich einsinken, und spüre sie.

Menschen haben dafür verschiedene Methoden. Einige spüren es in ihrem Körper wie ein warmes Glühen, das sich in ihrem Brustbereich ausbreitet, wie die Wärme einer Tasse heißer Schokolade an einem kalten Wintertag. Andere visualisieren Dinge wie goldenen Sirup, der in sie hineinfließt, gute Gefühle bringt, Orte der Verletzung tröstet und alte Löcher des Verlusts und der Sehnsucht füllt. Ein Kind stellt sich vielleicht ein Juwel vor, das in die Schatzkiste seines Herzens gelegt wird. Einige wissen vielleicht einfach konzeptuell, dass die entsprechenden Neuronen aktiviert werden und sich mehr und mehr miteinander vernetzen, während diese gute Erfahrung im Gewahrsein gehalten wird.

Jedes Mal, wenn du das tust, wird es nur eine kleine Veränderung bewirken. Aber mit der Zeit werden sich diese kleinen Veränderungen ansammeln und nach und nach positive Erfahrungen in die Struktur deines Gehirns und deines Selbst weben.

Besonders wenn du dich auf einen Prozess der psychologischen Heilung und Einwicklung oder des spirituellen Wachstums einlässt, solltest du wirklich die positiven Ergebnisse deiner eigenen Anstrengungen annehmen. Hilf ihnen, in deinen mentalen/neuralen Strukturen haften zu bleiben!

4. Erinnere dich immer und immer wieder daran…

Versuche diese Übungen mindestens ein halbes Dutzend Mal am Tag zu machen. Dafür brauchst du in der Regel nur eine halbe Minute – es gibt immer einen Moment Zeit, um das Gute aufzunehmen! Du kannst es mitten in den alltäglichen Aktivitäten tun oder in besonderen Zeiten der Reflexion, wie kurz vor dem Einschlafen (wenn das Gehirn besonders empfänglich ist, um neu Erlerntes aufzunehmen).

Achte auf jeden Widerwillen dagegen, positive Erfahrungen zu machen. Wie z. B. der Gedanke, dass du es nicht verdienst oder es selbstbezogen, eitel oder sogar schändlich wäre, Freude zu spüren. Oder, dass du, wenn du dich gut fühlst, deinen Schutz auflockern wirst und schlimme Dinge geschehen lässt.

Wende deine Aufmerksamkeit wieder den guten Nachrichten zu. Öffne dich dem Guten, atme, entspanne dich, lass die guten Tatsachen ihre Wirkung in dir hinterlassen. Es ist so, als würdest du dich zu einer Mahlzeit hinsetzen: Schau sie nicht nur an – koste sie!

 

Dieser Artikel stammt aus dem Buch Just One Thing – So entwickeln Sie das Gehirn eines Buddha.

 

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